Parodontitis
In Deutschland ist mindestens jeder zweite Erwachsene von Parodontitis betroffen, einer der häufigsten von Bakterien verursachten Krankheiten des Menschen. Bakterielle Beläge (“Plaque”) lösen eine Entzündung des Zahnfleischs aus, die den zahntragenden Kieferknochen zerstört. Zähne verlieren dadurch ihren Halt und können verlorengehen, wenn die Ursache nicht rechtzeitig behandelt wird.
Diagnostik
Ob eine Parodontitis vorliegt, kann einfach festgestellt werden: Das Zahnfleisch wird – schmerzfrei – mit einer feinen Messsonde auf erhöhte “Taschentiefen”, Schwellungen und Blutungsneigung untersucht. Im Röntgenbild kann der Abbau des zahntragenden Kieferknochens sichtbar gemacht werden.
Tests zum Nachweis bestimmter Bakterien und andere Labortests zur Diagnostik und Behandlungsplanung werden von einer regen Industrie immer wieder von neuem angeboten. Bis jetzt steht jedoch der wissenschaftliche Nachweis aus, dass diese Tests nützlich sind – in der Regel kann daher auf Labortests verzichtet werden.
Behandlung
Die Ursache der Erkrankung – die bakterielle Plaque auf den Zähnen und in den Zahnfleischtaschen – muss beseitigt werden:
1) Hygienephase:
Die Dentalhygienikerin entfernt Zahnstein und Plaque. Patienten lernen, wie sie durch verbesserte Mundhygiene selbst die Entzündung reduzieren. In der Regel sind dafür zwei bis vier einstündige Behandlungen erforderlich.
2) nicht-chirurgische Parodontalbehandlung:
In örtlicher Betäubung entfernen der Zahnarzt oder die Dentalhygienikerin verbliebene bakterielle Beläge aus tiefen Zahnfleischtaschen, die in der Hygienephase nicht erreicht wurden. In seltenen, besonders schweren Fällen wird die Parodontalbehandlung zu diesem Zeitpunkt mit Antibiotika ergänzt.
3) Unterstützende Parodontitistherapie:
Eine Parodontalbehandlung kann langfristig erfolgreich sein und die Zähne können lebenslang erhalten werden. Grundlage des Langzeiterfolgs ist die “Unterstützende Parodontitistherapie” (UPT).
Bei einer UPT-Sitzung untersucht die Dentalhygienikerin das Zahnfleisch, misst mit einer Sonde, ob Zahnfleischtaschen vorhanden sind und beurteilt die Mundhygiene. Bei Bedarf zeigt sie von neuem, wie die Mundhygiene verbessert werden muss. Zahnstein und Plaque werden – auch aus den Zahnfleischtaschen – entfernt.
Je nach ursprünglichem Schweregrad der Parodontitis und individuellem Risiko sind zwei bis vier UPT-Sitzungen pro Jahr erforderlich.
4) Korrektive Phase:
Besonders tiefe Taschen können bei der nicht-chirurgischen Behandlung nicht immer vollständig gesäubert werden. Bei mehrwurzeligen Zähnen (z.B. bei Backenzähnen) können zwischen den Wurzeln schwer zugängliche Bakterienschlupfwinkel bestehen. In solchen Fällen können die bakteriell besiedelten Wurzeloberflächen mithilfe kleiner parodontalchirurgischer Eingriffe unter Sicht gereinigt werden, um die Entzündung zu beseitigen.
Dabei kann es sinnvoll sein, den verlorengegangenen Kieferknochen mithilfe regenerativer Verfahren wieder aufzubauen: mehr zum Thema regenerative Parodontalchirurgie.
Durch den Zahnfleischrückgang und den Abbau des Kieferknochens können ästhetische Probleme auftreten: Wurzeloberflächen liegen frei, die Zähne erscheinen “länger”.
Dies kann chirurgisch korrigiert werden: mehr zum Thema plastische Parodontalchirurgie.
Viele weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie: dgparo.de.